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1. Geschichte des Mittelalters - S. 9

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 1. Land und Volk der Germanen. 9 geschlossen. Eine Schande war es, die Schlacht zu verlassen, wenn der Führer gefallen war. Wie die Führer um den Sieg, so hatte das Gefolge für sie zu kämpfen. Nach dem Siege wurde die Beute zu gleichen Teilen unter die Kämpfer verteilt und ein Teil den Göttern geopfert. Auf Beutezügen und Heerfahrten nach Abenteuern wurde ein Fürst oft von waffenfähigen und kriegsfrohen Jünglingen und Männern begleitet, die sich ihm freiwillig als Gefolge an-schlofsen und im Frieden als Ehrenwache dienten. Während bei den meisten germanischen Völkerschaften die Verfassung eine republikanische war, hatten einzelne germanische Stämme, besonders im Osten, Könige. Wo man einen solchen einsetzte, wählte man den Besten und Tapfersten aus den edeln Geschlechtern und erhob ihn vor dem versammelten Volk auf den Schild. Die übertragene königliche Würde blieb erblich, doch so, daß der Nachfolger vom Volke immer wieder gewählt wurde. Der König führte den Oberbefehl im Krieg und vereinigte im Frieden die weltliche und geistliche Gewalt in seinen Händen. Ihm fiel ein Teil des Wergeides und der Kriegsbeute zu; von den besiegten Feinden empfing er Abgaben, von seinen Untergebenen Geschenke. Unter den Königen gewann das Gefolge besondere Bedeutung; sie konnten ihren Dienern höhere Ehren und größeren Landbesitz gewähren; aus ihrem Gesolge wählten die Fürsten ihre Beamten, und die Dienstmannen des Königs, der Marschall, der Kümmerer, der Truchseß und Mundschenk, nahmen bald denselben Rang ein, wie die hohen Beamten der römischen Kaiser. Aus dem Gefolge der Könige ging so ein neuer Adel hervor. Aus der Einrichtung des Gefolges entstand bei den Franken, Goten und Langobarden allmählich das Feud al- oder Lehnswesen. Wenn nämlich von diesen ein Land erobert war, so wurde es gewöhnlich in 3 Teile geschieden; einen empfing der König, den zweiten seine Krieger, den dritten durften die Besiegten gegen Entrichtung einer Abgabe behalten. Der Krieger empfing ein freies, erbliches Eigentum (Allod), und er verpflichtete sich dafür, beim allgemeinen Aufgebote dem Heerbanne zu folgen. Um Freie aber an seine Person zu fefseln, überließ ihnen der König einen Teil seines Allods zu zeitweisem oder auch lebenslänglichem Nutz- und Nießbrauchs, Ein solches Gut war ein bewegliches; es konnte vom Lehnsherrn wieder gefordert werden, und der Lehnsträger (Vasall) übernahm damit die Verpflichtung, zu den Getreuen oder Dienstmannen seines Herrn zu gehören und denselben in Krieg und Frieden zu schirmen.

2. Geschichte des Mittelalters - S. 10

1888 - Wiesbaden : Kunze
10 Aus der deutschen Vorzeit. Versäumte der Vasall seine Kriegspflicht, so konnte das Lehen wieder eingezogen werden. Diese königlichen Vasallen belehnten ihrerseits auch Leute ihres Gefolges und übertrafen an Ansehen selbst Freie, welche nur ihr Allod besaßen. Dies bewog viele Freie, ihr Eigentum dem König freiwillig zu überlassen, um es als Lehns-gut von ihm zurückzuempfangen. Manche Freie aber, welche über einen großen Grundbesitz verfügten, wollten keine Vasallen werden und bildeten den Stand der Freiherrn, welche im Range nach den königlichen Vasallen, aber vor den Freien kamen, welche außer ihrem Allod noch Lehnsgüter von dem Adel besaßen. Während bei den Franken, Goten und Langobarden das Lehnswesen sich immer mehr ausbildete, bewahrten die Sachsen, Friesen und Alemannen ihre alte freie Gemeindeverfassung noch lange. §. 2. Oöiiersagm untf ©öftßi'uecefmmg dk (Bemunen. Die Religion der alten Germanen war, wie die der Arier überhaupt, eine Naturreligion und ist uns auf mittelbarem Wege dadurch bekannt worden, daß germanische Völker auf Island, die erst nach dem Jahre 1000 das Christentum angenommen haben, die alten Sitten und Gebräuche länger bewahrten. Um diese Zeit sammelten die Priester der Insel, da sie den Untergang der heidnischen Sagen voraussahen, die von den Skalden (Sängern) ausgebildeten schönsten Lieder ihrer Götter und Helden. Sä mund Si gsu sso n (-j-1133) übersetzte 30 Götterlieder in die lateinische Sprache und nannte diese Sammlung die Edda (d. h. Urgroßmutter). Um das Jahr 1200 stellte Snorri Sturleson einen Auszug davon in Prosa her, die „jüngere Edda". Ursprung der Welt. Die Göttersagen der Germanen sind sinnig und schildern in wunderlicher Pracht Zustände der Natur, den Wechsel der Jahreszeiten, den Kampf der Elemente, das Leben der Götter und Helden re. Nach ihnen war ursprünglich das Weltall ein Chaos (Abgrund, Finsternis rc.); darnach schieden sich Licht und Finsternis. Jenes bildete das Lichtreich Muspelheim, den Sitz der Feuerriesen, dieses das Reich der Nacht, Niflheim, die Wohnstätte der Todesgöttin Hel. Ein düsterer, enger Pfad führte zum Reich der Toten, wohin außer den Verbrechern diejenigen kamen, welche an einer Krankheit starben. Aus der Mischung des Achtund Nachtreiches wurde das Mittelreich die Menschenheimat (Manheim oder Mittelgard), in welchem anfangs die Riesen und die organischen Kräfte entstanden. Der Riese Am er vertritt die rohe

3. Geschichte des Mittelalters - S. 68

1888 - Wiesbaden : Kunze
68 Erste Periode des Mittelalters. er die Bistümer Salzburg, Freisingen, Regensburg, Passau, Würzburg, Erfurt, Büraburg bei Fritzlar, Eichstädt und richtete sein besonderes Augenmerk auf den Lebenswandel und die geistige Regsamkeit der Geistlichen. Zu dem Ende berief er Synoden, ließ heilsame Gesetze aufstellen und verbot den Geistlichen die Teilnahme an Jagden und Kriegszügen. 745 brachte er auf einer allgemeinen fränkischen Kirchenversammlung die Oberhoheit des Papstes für die gesamte fränkische Kirche zur Anerkennung. Mainz wurde zum Erzbistum erhoben und Bonifacius durch Ptpirt den Kleinen 748 zum bleibenden Wohnsitz übergeben. Von Mainz aus leitete Bonifacius die ganze Kirche Deutschlands mit Kraft und Wohlwollen, sodaß er in Wahrheit ein Wohlthäter für Deutschland geworden ist. Der Bekehrungseifer aber erfüllte selbst noch die Brust des hochbetagten Greises. Es zog ihn unwiderstehlich hin nach Fries land, gleichsam als solle er sein verdienstliches Werk in dem Lande be- schließen, wo er es begonnen hatte. Von geheimer Todesahnung erfüllt, traf er seine letzten Anordnungen. Nach einer kurzen, glücklichen Fahrt den Rhein hinab langte er mit zahlreichem Geleite an und ließ sich zu D o k k u m nieder, wo er in seinem Wirken bald guten Erfolg hatte. Als er aber am 5. Juni 755 Bekehrte zur Taufe erwartete, brach eine Schar heidnischer Friesen hervor, um den Sturz der Götzenbilder zu rächen. Ohne mit seinen Gehilfen Widerstand zu leisten, fiel er, das Evangelienbuch in der Hand haltend , unter den Axthieben dieser Heiden und starb mit 52 seiner Gefährten den Märtyrertod. Seine Leiche fand seinem Wunsche gemäß ihre Ruhestätte in dem von ihm gegründeten Kloster Fulda. Der Ausbau des Werkes, zu dem Bonifacius in Deutschland den Grund gelegt hatte, wurde von seinen Schülern unter dem Schutze der Frankenherrschaft fortgesetzt. Christliche Kultur und Sitte löschten allmählich die Spuren des Heidentums aus. Auch äußerlich gedieh die Kirche. An den Bischofssitzen entstanden prächtige Kirchen (Dome) und bischöfliche Pfalzen; Handwerker, Freie und Edle zogen hinzu, sodaß diese Orte zu prächtigen Städten aufblühten. Die zu einem Dome gehörende Geistlichkeit bildete später das Domkapitel, woraus gewöhnlich der Bischof hervorging, der entweder von dem Domkapitel gewählt oder von dem Landesherrn ernannt wurde. Mehrere Bistümer wurden zu einem Erzbistum vereinigt. Die Klöster. Wichtige Kulturstätten wurden die Klöster. In fruchtbarer Gegend angelegt, gaben sie die Anregung zur Bebauung

4. Geschichte des Mittelalters - S. 24

1888 - Wiesbaden : Kunze
24 Aus der deutschen Vorzeit. er Hilfe zu finden hoffte; allein der Kaiser Tiberius ließ ihm erwidern, man werde ihm sicheren und ehrenvollen Aufenthalt in Italien gewähren, wenn er bleiben wolle; finde er es anderswo erträglicher, so könne er ungestört abziehen, wie er gekommen sei. Marbod siedelte nach Ravenna über, wo er nach 18 ruhmlos verbrachten Jahren starb. Hermann war inzwischen einem Anschlage auf sein Leben glücklich entgangen. Ein Kattenfürst hatte dem römischen Senate angeboten, den gefährlichen Gegner zu vergiften. Aber diesmal siegte Roms Ehrlichkeit, und man wies das tückische Anerbieten mit herben Worten zurück. Nach Marbods Abzug versuchte Hermann die getrennten deutschen Völkerstämme mehr zu einigen, um sie gegen äußere Feinde stark zu machen. Zu diesem Zwecke wollte er die Gewalt der Edeln brechen, welche in ihm nur den Unterdrücker ihres Ansehens sahen und ihm vorwarfen, er strebe nach der Königsmacht. Dadurch wurde aber auch unter Hermanns Anhänger Mißtrauengesäet, und indem er fortfuhr, die germanischen Völkerbündnisse fester zu schließen, fiel er durch Verrat der eigenen Verwandten in seinem 37. Jahre. Die Thaten des edlen Befreiers vom Römerjoche lebten jedoch im Liede der Deutschen fort und gaben dem deutschen Volke Veranlassung zur Errichtung des Hermannsdenkmals auf der Grotenburg bei Detmold, das 1875 vollendet wurde. Trotzdem die Zwistigkeiten unter den Deutschen fortdauerten, blieb Deutschland frei mit Ausnahme eines Teiles im Südwesten, wo die Römer Rhein und Donau überschritten hatten und das Zehntland gründeten, das sie durch Kolonisten bevölkerten und gegen Einfälle der Deutschen durch den Pfahlgraben schützten, einen Grenzwall, der von der Donau (bei der Altmühlmündung) zum Main und um das Taunusland bis zur Lahnmündung sich hinzog. Sie legten in diesem Lande feste Plätze an, hoben den Ackerbau und verbreiteten römische Kultur und römischen Luxus. An der ganzen Grenze gegen Deutschland wurden Kastelle errichtet, aus welchen allmählich Städte aufblühten, im Rheingebiet: Bregenz, Konstanz, Straßburg, Mainz, Bingen, Koblenz, Trier, Bonn, Köln, Xanten; im Gebiet der Donau: Augsburg, Passau, Regensburg, Salzburg, Wien. In diesen Städten faßte um 100 n. Chr. das Christentum Wurzel, und die Kultur verbreitete sich weiter in das Innere Deutschlands. 9tngriffsfricge gegen Rom. Während sich Rom in der Kaiserzeit, wo die Volkskraft unter zunehmender Sittenverderbnis erschlaffte, darauf

5. Geschichte des Mittelalters - S. 182

1888 - Wiesbaden : Kunze
182 Dritte Periode des Mittelalters. begruben französische Söldner den edlen Mann ohne Sang und Klang bei der Brücke von Benevent, wo er gefallen war, trugen Steine zu seinem Grabe herbei und häuften ihm ein bescheidenes Denkmal. Manfreds Familie endete traurig. Seine Witwe wollte mit ihren 4 Kindern zu ihrem Vater entfliehen, aber sie wurde von ihrem treulosen Burgvogt an Karl von Anjou ausgeliefert. Nach einigen Jahren erlag sie im Gefängnis harter Behandlung, ungewohnter Nahrung und ihrem Schmerze. Ihre Tochter Beatrix schmachtete 15 Jahre im Kerker, bis sie 1281 Karl gegen seinen gefangenen Sohn an Peter von Aragonien freigab, der sich mit Manfreds Tochter Konstantia vermählt hatte. Manfreds drei unmündige Söhne blieben in lebenslänglicher Haft; der älteste, Heinrich, erblindete und starb erst nach 43 kummervollen Jahren. Konradin. Karl von Anjou regierte mit empörender Härte in Neapel. Die ghibellinischen Großen baten daher Konrads Iv. Sohn Konrad in, welcher unter dem Schutze seines Oheims, des Herzogs Ludwig von Oberbayern, ausgewachsen war, sein väterliches Erbland in Besitz zu nehmen. Trotz der düsteren Ahnungen seiner Mutter folgte Konrad dem Ruse; er verpfändete seine Güter und zog mit seinem Freunde Friedrich von Baden und einer kleinen Söldnerschar über die Alpen. In Italien sammelten sich die Ghibellinen freudig um das hohenstausische Banner, Rom öffnete ihm, dem Papste zum Trotze, die Thore und empfing ihn mit großem Gepränge. Allein der Ausgang war traurig. Bei Tagliacozzo (oder Scurcola) traf Konradin 1268 auf die Truppen Karls von Anjou und schlug sie in die Flucht. Als sich seine Scharen aber über das feindliche Lager herstürzten, brach eine Schar französischer Reiter aus einem Hinterhalt hervor und entriß ihnen den eben errungenen Sieg. Konradin entkam mit seinem Freunde Friedrich von Baden und vielen Rittern zwar glücklich an die Küste, wo sie ein Schiff bestiegen, aus welchem sie nach Sizilien flüchten wollten; allein der Graf Fr an g i-pani holte sie ein, und obgleich er von den Hohenstaufen viele Wohlthaten empfangen hatte, nahm er die Flüchtigen gefangen und lieferte sie Karl von Anjou aus. Dieser berief ein Gericht zusammen und erhob gegen Konradin und seine Genossen die Anklage auf den Tod. Das Gericht sprach bis auf eine Stimme die im ritterlichen Kampfe Gefangenen frei; aber der grausame Sieger »erhing trotzdem das Todesurteil über sie. Er ließ den letzten Sprößling des ruhmreichen Hohenstaufenhaufes nebst feinem Freunde Friedrich von Baden und andern Getreuen auf dem Markte von Neapel im Angesichte des Meeres (29. Oktober) 1268 öffentlich hinrichten und sah

6. Geschichte des Mittelalters - S. 184

1888 - Wiesbaden : Kunze
184 Dritte Periode des Mittelalters. Recht der Königsrvahl übten. Es waren die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier, die Kurfürsten von Sachsen, der Pfalz, Brandenburg und Böhmen. Die geistlichen Kurfürsten begleiteten die Kanzlerwürden der drei Reiche Deutschland, Italien und Burgund, die weltlichen die Ämter des Truchseß, Marschalls, Kämmerers und Mundschenks. Die rheinischen Kurfürsten von Köln, Mainz und der Pfalz wählten den Bruder des englischen Königs Heinrichs Iii., den mit den Welfen und Hohenstaufen verwandten Richard von Cornwallis, die übrigen Kurfürsten wählten den weisen Alfons von Kastilien, einen Enkel Philipps von Schwaben. Aber keiner von Leiden konnte allgemeine Anerkennung im Reiche finden. Richard zog einige Male den Rhein hinauf, verschenkte Schätze und Königsrechte an seine Wähler und fand Anhang, bis in Basel seine Mittel erschöpft waren, worauf er verlassen in sein Land zurückkehren konnte. Alfons betrat nie das Reich, dessen König er geworden war. Die Zeit von Wilhelms Tod bis zur Wahl Rudolss von Habsburg (1256—1273) heißt darum Interregnum (Zwischenreich). Es war eine Zeit des Schreckens für das Reich, wo das Recht mit Füßen getreten wurde und die Faust oder das Schwert entschied. Zucht und Ordnung waren gewichen, Fürsten und Städte lagen in beständiger Fehde, die Ritter hausten auf ihren Burgen wie Räuber und Mörder, überfielen die Kaufleute, wenn diese mit ihren Waren zu den Messen und Märkten zogen, trieben Zölle und Brandschatzungen ein und machten Gefangene, wo sie konnten, um Lösegeld zu erpressen. Da in dieser kaiserlosen, schrecklichen Zeit jeder sich selbst Schutz schaffen mußte, so bildete sich das Städtewesen (§. 41) weiter aus: 1254 entstand der rheinische Städtebund, der über 60 Städte den Rhein entlang umfaßte und im 14. Jahrhundert in den schwäbischen Bund (§. 36, 4) überging. In Westfalen suchte das Fehmgericht (§. 41) unter dem Schutze des Erzbischofs von Köln Gesetz und Recht zu wahren; im Norden entfaltete die deutsche Hansa (§. 41) weit über die Grenzen des Reiches hinaus eine bedeutende Macht zu Lande und zu Meere. Aber nur ein thatkräftiger deutscher Kaiser konnte das Reich vor gänzlichem Verfall bewahren. §• 28. Jxan&reitfi, England", Spanien, 1. Frankreich. Die Äapetinger, welche von 987—1328 über Frankreich regierten, hatten anfangs wenig Macht und Ansehen, da die Herzöge und Grafen des Reichs ihnen bis auf den königlichen Titel gleichstanden. Zudem gehörten

7. Geschichte des Mittelalters - S. 139

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 23. Die Frauen im zweiten Zeitraum. 139 den Hofleuten beleidigende Äußerungen vernehmen mußte, so entfernte sie sich vom kaiserlichen Hoflager und begab sich nach Burgund, wo sie von ihrem Bruder und dessen Gemahlin auf das freundlichste aufgenommen wurde. Otto Ii. fühlte jedoch Reue über die Abreise seiner Mutter und ließ sie 980 einladen, zu ihm nach Pavia zu kommen. Er fiel ihr, als sie erschien, zu Füßen, flehte sie um Vergebung an und erwies ihr bis an seinen Tod die größte Ehrerbietung. Adelheid riet ihrem Sohne ab, den Kampf um Kalabrien und Apulien aufzunehmen, Theophano ermunterte ihn desto mehr dazu. Der unglückliche Ausgang desselben ist bekannt; Adelheid hatte ihn vorausgesehen. Während Ottos Iii. Minderjährigkeit leiteten Theophano und Adelheid die Regierung mit Kraft und Umsicht gemeinschaftlich. Doch gab sich zwischen beiden Frauen bald eine große Mißstimmung zu erkennen, welche in offene Feindschaft ausartete. Theophano schwur, Adelheid keinen Einfluß mehr zu gönnen, da starb sie 991. Die gleichzeitigen Chronisten rühmen Theophanos einnehmendes Betragen, ihre große Bescheidenheit und Freigebigkeit, nicht minder ihre Entschlossenheit gegenüber ihren Feinden und ihre ausgesprochene Vorliebe für Bildung und Wissenschaft. Wenn man ihr vorwirft, daß sie italische und griechische Bildung hochgeschätzt und die Griechen mehr geliebt habe als die Deutschen, so darf man nicht vergessen, daß sie eine Griechin von Geburt war und ihre Jugendjahre in Italien verlebt hatte. Adelheid übernahm abermals die Regierung, aber nur auf kurze Zeit. Ums Jahr 995 zog sie sich nach Selz bei Straßburg zurück, wo sie fern vom Geräusche der Welt nach einem sehr thatenreichen Leben frommen Andachtsübungen lebte und bis an ihr Ende viel Gutes wirkte. Sie starb am zweiten Weihnachtsfeiertage 999 und wurde in dem von ihr gestifteten Kloster zu Selz beigesetzt. Die Kirche verehrt in ihr eine Heilige. 4. Unter Otto I. lebte im Kloster Gandersheim im Braunschweigischen eine gelehrte Nonne, Roswitha, welche aus einem angesehenen sächsischen Hause stammte und von ihrer Äbtissin Ger-berga in Mathematik, Geschichte, in der lateinischen und griechischen Sprache wohl unterrichtet worden war. Sie dichtete Schauspiele geistlichen Inhalts in lateinischer Sprache und verfaßte auch eine poetische Erzählung der Thaten Ottos des Großen, worin sie sich bemühte, die Verhältnisse des königlichen Hauses so schön und glänzend als möglich zu schildern. Ihre Schauspiele wurden von

8. Geschichte des Mittelalters - S. 143

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 24. Übersicht. §. 25, 1. Der erste Kreuzzug. 143 Dritte Periode des Mittelalters. Dorn Beginn der Areuzzüge bis zu Rudolf von haösöurg 1096—1273. §. 24. (ififusitsit. 1) Die Macht der römischen Kirche über die gesamte abendländische Christenheit zeigt sich in der Abhängigkeit der Fürsten und Völker von Rom, sowie in den Kreuzzügen nach dem Orient zur Befreiung des heiligen Grabes aus den Händen der Ungläubigen. 2) Gegen die beginnende Verweltlichung der römischen Kirche werden bereits Bestrebungen laut, welche die Kirche als ketzerische bezeichnete und grausam verfolgte. Es sind die Bewegungen in Italien, welche die Predigten des Arnold von Brescia (1139) hervorriefen, und die Bestrebungen der Waldenser und Albigenser im südlichen Frankreich (1206). 3) Durch die Kreuzzüge wird der Geist des Rittertums ausgebildet und veredelt; die Bildung des Morgenlandes wirkt vorteilhaft auf das Abendland ein. Künste und Wissenschaften heben sich wieder. Der dritte Stand kommt aus. 4) Der Ritterdienst und die Neigung, auf Abenteuer auszuziehen, ist der Entwicklung der Dichtkunst günstig. Der dichterische Geist des 12. und 13. Jahrhunderts bringt herrliche Früchte hervor und schafft großartige Epen und treffliche Minnelieder. 5) Der Kampf der hohenstaufifchen Kaiser mit den lombardischen Städten und dem Papste endete mit dem Untergange des erlauchten Kaiserhauses. §. 25. Die äreujjüge 1096 — 1291. 1. Der erste Kreuzzug 1096 —1099. Seit Helena ihren Sohn Konstantin den Großen zum Bau der herrlichen „Kirche der Auferstehung" in Jerusalem veranlaßt hatte, war es im Abendlande Sitte geworden, zum Grabe Christi zu pilgern und Vergebung der Sünden an dieser ehrfurchtsvollen Stätte vom Himmel zu erstehen. Wer eine solche Fahrt unternehmen wollte,

9. Geschichte des Mittelalters - S. 153

1888 - Wiesbaden : Kunze
25, 4. Der vierte Kreuzzug. 153 in die Dienste des Burgvogts, bemühte sich aber vergeblich, den Gefangenen zu sehen. Da stellte er sich eines Tages dem vergitterten Fenster gegenüber und stimmte ein provenyalisches Lied an. Kaum hatte er die erste Strophe geendet, so sang der Gefangene die zweite. Der treue Blondel hatte seinen König gefunden und brachte die Kunde von dessen Schicksal nach England, um die Befreiung desselben zu bewirken. Herzog Leopold stürzte 1194 in einem Turniere zu Graz, zerschmetterte sich das Bein und starb an der Amputation. Richard Löwenherz erhielt 1199 bei der Belagerung einer Burg einen Pfeilschuß in die Schulter, hinzugetretener Brand beschleunigte sein Ende. 4. Der vierte Kreuzzug 1202—1204. Der Kinderkreuzzug 1212. Schon Barbarossas Sohn Heinrich Vi. hatte einen neuen Kreuzzug gelobt, als ihn nach 7 jähriger Regierung 1197 unerwartet der Tod ereilte. Aber 7 Jahre später gelang es dem Papste Innocenz M. die abendländischen Christen abermals zu einem Zuge ins heilige Land zu bewegen. Ein ansehnliches Heer sammelte sich unter den Grafen Balduin von Flandern und Barbarossas Schwiegersohn, Bonisaeius von Montserat, welche sich an das mächtige Venedig wandten, damit dieses die Fahrt über das Meer übernehme. Rat und Volk der reichen Seestadt, deren Schiffe auf allen Meeren fuhren, entsprachen den Wünschen der Kreuzfahrer und führten sie unter Anführung des greisen, fast erblindeten Dogen Dandolo nach Dalmatien über, wo sie zunächst die Stadt Zara, welche der König von Ungarn der Republik Venedig weggenommen hatte, wieder eroberten. Hier erschien der flüchtige Sohn des von seinem Bruder entthronten und geblendeten griechischen Kaisers Isaak Angelus mit der Bitte um Hilfe. Isaak versprach reiche Belohnung, die Vereinigung der griechischen mit der römischen Kirche, wenn er den Thron wieder erlange, und thätige Mithilfe bei der Eroberung Jerusalems. Diese Versprechungen bestimmten die Kreuzfahrer zur Änderung ihres Planes. Sie eroberten Konstantinopel, setzten den griechischen Kaiser Isaak Angelus und seinen Sohn Alexius wieder in ihre Rechte ein und harrten dann der Erfüllung der gegebenen Versprechen. Da aber der neue Kaiser diese zu halten nicht im stände war, und ein Volksaufstand ausbrach, in welchem der Kaiser und sein Sohn umkamen, so erstürmten die Kreuzfahrer die griechische Hauptstadt unter entsetzlichen Greueln und gründeten 1204 in Konstantinopel das lateinische Kaisertum (1204—1261). Der tapfere

10. Geschichte des Mittelalters - S. 215

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 32. Die Frauen des dritten Zeitraums. 215 Mutter, sie wolle das Los der schönen Jngeborg von Dänemark, von der sich Philipp August hatte scheiden lassen, nicht teilen und werde ihre Hand nur dem Manne reichen, dessen Braut sie schon in früher Jugend genannt worden sei. Irmgard schickte Boten an Hettmch und ließ ihn auffordern, auf der Burg Stahl eck bei Bacharach am Rhein sich einzufinden, da Philipp August um Agnes werbe un Mutter und Tochter in diese Verbindung nie wrlltgen wurden. Heinrich folgte dem Boten, und noch am nämlichen Abend erfolgte (1194) in Abwesenheit ihres Vaters die Trauung. Als nun Konrad, der den Kaiser in Speier besucht hatte, heimkehrte, ging ihm seine Gemahlin entgegen und sprach zu ihm: „Herr, gestern kam ein Fa ke mit braunem Haupte und weißer Kehle übers Feld geflogen. u gekrümmt sind ihm Klauen und Schnabel zu mächtigem Fange, und die Schwungfedern reichen soweit, daß man wohl sieht, sein Vater habe ihn auf einem hohen Aste erzogen. Diesen Falken habe ich gefangen und behalten." Konrad verstand die rätselhafte Rede mcht; da führte ihn Irmgard in das Zimmer, wo Heinrich und Agnes Schach spielten. „Hier", fuhr Irmgard fort, „hier ist der Sohn des edlen Löwen von Braunschweig, dem habe ich unsere Tochter gegeben; möge er Euch lieb und genehm sein!" Ansangs erschrak Konrad; doch erteilte er dem Paare seinen Segen und wußte auch den Kaiser zu überzeugen, daß diese Verbindung den Frieden zwischen den Welsen und Hohenstaufen vorbereiten könne. 14. Kaiser Friedrich Ii. war sechsmal vermählt. Das Schicksal seiner Familie ist schon oben (§. 27, 6) mitgeteilt worden. Friedrichs Sohn Konrad hatte Elisabeth, die Tochter des bayrischen Herzogs Otto, geheiratet und bei seinem Tode die Witwe mit einem zweijährigen Knaben hinterlassen. Elisabeth übertrug die Vormundschaft ihres Kindes Konradin ihrem Bruder Ludwig, einem leidenschaftlichen, aufbrausenden Manne, welcher Maria, die Enkelin des hohenstausischen Kaisers Philipp, geehelicht hatte. Maria lebte in allem ihres Standes und ihres Geschlechtes würdig und ward vom ganzen Hose in hoben Ehren gehalten. Unter den Rittern ihres Hofes zeichnete sich Rucho der Dttlinger durch Tapferkeit und Ritterlichkeit aus. Er spielte öfter mit der Herzogin Maria Schach und gewann ihr Zutrauen so, daß er bat, Maria möge ihn gleich andern ihrer Diener fortan nicht mehr mit Ihr, sondern mit Du anreden. Die Herzogin aber schwieg und ließ es beim Alten. Später jedoch, als sich ihr Gemahl im Kriege leichtsinnig den größten Gefahren aussetzte, und Maria ihn vergeblich bekümmerten Herzens gewarnt hatte, schrieb sie an den
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